Mir si kes Restaurant, mir si d’Spysi
Einmal im Jahr gehe ich mit meinen Stadtfürerkolleginnen und Kollegen zum Essen in die Spysi – ein historisch interessanter Ort!
Mehr über die Spysi hier von Zahai Bürgi:
„Mir si kes Restaurant, mir si d’Spysi-fetig!“
Den ersten Ausspruch hörte ich kürzlich bei meinem Besuch in der Küche der Spysi aus dem Mund von Vorstand Hans Jürg Haller, verantwortlich für Küche und Einkauf. Er hatte kurz zuvor mitangehört, wie ein Mitarbeiter das läutende Telefon abnahm und sich mit „Restaurant Spysi“ meldete. „Nicht einmal im Telefonbuch sind wir unter Restaurant zu finden, da sind wir immer noch die gute alte Speiseanstalt der Untern Stadt Bern – und das wollen wir auch bleiben!“ meint er auf meinen fragenden Blick hin und hält mir das Telefonbuch (heute natürlich in Form eines iPod!) unter die Nase. Inzwischen habe ich begriffen: Die Spysi hält einiges auf ihre Tradition und ihre Eigenheiten, und das völlig zu recht.
Als sie im Jahre 1877 durch den Unterstadt-, Nydeck- und Postgassleist, die nur wenige Jahre davor selbst entstanden waren, gegründet wurde mit dem Ziel „der hilfsbedürftigen Bevölkerung während der Winterzeit gesunde Nahrung zu vorteilhaftem Preis anzubieten“ (Statuten, Art. 1), erfolgte die erste Essensausgabe noch an der heutigen Gerechtigkeitsgasse 34 (damals noch 80). Die weitere bewegte Geschichte der Spysi kann wunderbar unterhaltend nachgelesen werden in der kleinen roten Jubiläumsschrift zu ihrem 125 jährigen Bestehen im Jahr 2002, verfasst vom ehemaligen Stadtarchivar Guido Schmezer und liebevoll reich illustriert von Ingeborg von Erlach. Das Büchlein gibt es nur noch in wenigen Exemplaren, und wer es besitzt, hält es in Ehren. Die 19 Kapitel auf 60 Seiten – von „Bern um 1877“

Die Spyi 1928

Auch hier ein Bild von 1928

Die Kasse gleich beim Eingang ist heute noch gleich.

Die Saaldamen, ihnen gebührt ein grosses Dankeschön für ihr Engagement
Über die unermüdlichen freiwillig arbeitenden „Saaldamen“ (jeder Wochentag hat sein eigenes Team mit seinem ganz eigenen Charakter) hat die Presse schon so einiges berichtet, sei es 1996 bei der Verleihung des ersten von der Direktion Bildung, Soziales und Sport vergebenen Sozialpreises der Stadt oder bei der Übergabe des Bärendreck von 2004, der jedes Jahr am Zibelemärit einer Organisation oder Person überreicht wird, die unsere Stadt mit „Farbe, Wärme und Humor“ bereichert.
Ab November, wird den Gästen täglich ein Menü geboten, – dassowohl auf der Spysi-Homepage (www.spysi.ch) wie auch im Spysi/LUS-Schaukasten im oberen Gerechtigkeitsgässli eingesehen werden kann (und nach wie vor nur 10.— kostet!), – bis sie dann eine Woche vor Ostern wie üblich wieder in ihren Sommerschlaf versinkt.
Was die „Speisung“ anbelangt, spreche ich Hans Jürg Haller noch auf die Sponsorenessen an, und seine Augen beginnen zu leuchten: „Wussten Sie, dass mein „Chuttleklub“, ein regelmässiger Männerabend unter drei Freunden, dafür verantwortlich ist? Wir gründeten damals einen „internationalen „Chuttletag“ der reihum bei jedem zuhause stattfand, bis einer auf die Idee kam, ihn öffentlich auf dem Münsterplatz abzuhalten. Aber stattdessen landeten wir dann in der Spysi, und das Event wurde sogleich zum Sponsorenanlass erkoren.“ Kutteln gehören bis heute zu den beliebten Menüs der monatlich stattfindenden Sponsorenabenden, nebst den von Peter Oehrli eingeführten Blut- und Leberwürsten, dem von Hans Gurtner beigesteuerten „Ämmitauer Schafsvorässe“, oder dem „Suure Mocke“. „Zehn Tage nach der Ankündigung auf der Homepage (Mitte September) sind üblicherweise bereits 80% der Plätze reserviert“, strahlt Haller.

Die Küche heute
Noch so manche Geschichte liesse sich über die Spysi erzählen, doch möchte ich noch auf die Vielfalt der Gäste hinweisen: Man habe ja den Satz „Het dä das nötig?“ über Besucher, die nicht unbedingt auf eine Armenspeisung angewiesen sind, schon wiederholt gehört. Zum einen haben sich die Kriterien für die Gästewahl dem Zeitgeist angepasst, und die Spysi sei inzwischen zum Begegnungsort für viele Menschenkategorien geworden, seien es Studenten oder Lehrlinge, die noch immer jeden Rappen umdrehen müssen, seien es die Werktätigen und Arbeiter der Gegend (früher zum Beispiel die Münsterbauer) oder seien es Pensionierte, die so ihrer Einsamkeit entfliehen und am Sozialleben der Stadt teilnehmen. So bringt die Spysi heute Generationen und Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten an denselben Tisch. Die Spysi kann froh sein, dass ihre 72 Plätze täglich ausgelastet seien, es habe besonders während der Hochkonjunktur andere Zeiten gegeben, an denen man sich überlegte, die Spysi zu schliessen, und das dürfe keinesfalls passieren, denn „wenn wir einmal schliessen, dann ist es rasch für immer und schwieriger, wieder zu öffnen; deshalb heisst es: Dranne bliibe.“ Wir danken dem Spisy-Team dass sie alle “ dranne blibe“!

Zahai Bürgi in der Spysi
Vielen Dank liebe Zahai für den interessanten Text und Bilder.