Bei diesem Anblick auf meinem Balkon kommt mir immer das Lieblingslied meiner Mutter in den Sinn „Wenn der weisse Flieder, wieder blüht…“ A propos: Noch bis vor einigen Jahren war dies erst Mitte Mai!
Eine neue Geschichte von Zahai Bürgi
Letztes Jahr habe ich ein ungewöhnliches Ostergeschenk bekommen, und dieses Jahr habe ich es wieder entdeckt: Am Boden meiner kleinen Zierlorbeerhecke im Süden der Dachterrasse liegen noch immer die beiden grossen weissen Eier. Nein, nicht der Osterhase hat sie mir dorthin gelegt, es war eine Stockente. Ich habe sie nur einmal im letztjährigen März gesehen. Sie sass auf dem Terrassengeländer – und ich habe sie unfreiwillig aufgeschreckt, als ich die Balkontür öffnete. Ich wunderte mich kurz über den seltenen Gast, vergass ihn dann aber wieder. Erst als ich ein paar Wochen später die beiden verlassenen Eier in meiner Hecke fand, konnte ich mir einen Reim auf ihren Besuch machen. Dass Enten an den unmöglichsten Orten brüten, war mir bekannt, doch was hatte sich diese da nur gedacht, als sie meinen Balkon als Kinderstube auswählte? Wie um alles in der Welt hätte die Entenmama ihre Kleinen „noch nicht Flieger“ dann wieder in die Aare geführt? Vier Etagen die Treppe hinunter auf den Rathausplatz, dann durch die Kreuzgasse über den Münsterplatz zur „Pläfe“, und hätten sie dort dann das Senkeltram genommen, oder wären sie in Ermangelung von Kleingeld die Fricktreppe hinunter am Stiftgarten vorbei in die Badgasse gewatschelt? Kaum zu denken. Ich hatte mich schon als Weggehilfin gesehen und all die Gefahren, die wir hätten überwinden müssen, um keins der Kleinen zu verlieren.
Aber es kam ja alles anders. Weshalb meine Ente damals aufgehört hatte, den Rest ihrer Eier bei mir abzulegen – Enten bekommen ja gegen 10 Eier pro „Näschtete“ – kann ich nur ahnen. Ich denke nicht, dass ich sie damals so verschreckt hatte, es dürften schon eher meine tierischen Nachbarn gewesen sein, eine der von Dach zu Dach wandernden Nachbarskatzen etwa, oder das Krähenpaar, das sich den Raum um das Rathaus erobert hatte. Nicht auszudenken, welche Gefahr von den beiden „Raubtieren“ da noch auf die frisch geschlüpften kleinen Federknäuel zugekommen wäre! Im Nachhinein bin ich ganz froh darüber, dieser Aufgabe und Ängste enthoben worden zu sein…
Lassen wir der Natur ihren Lauf. Im Herbst sammelt sich immer viel Organisches in meinen Pflanztöpfen. Ich lasse alles liegen, einerseits aus purer Faulheit, andererseits schützt die Schicht die Wurzeln im Winter vor Kälte, zudem ziehen meine Pflanzen daraus auch neue Kraft für den Frühling. Doch spätestens anfangs April will ich ausmisten, soll Abgestorbenes entfernt, der Humus gelockert und für Neues Platz geschaffen werden. So geschehen auch in meiner kleinen Lorbeerhecke.
Im Frühling blüht sie ganz prächtig. Die beiden Eier liegen noch immer darin – nun etwas lädiert durch den Zahn der Zeit und meine Ausmistete – und als kleine Erinnerung an den Besuch einer schwangeren Entendame…
Meine kleine blühende Hecke, hütet noch immer das Geheimnis der zwei Enteneier.
Nun wird es auch Zeit, dass ich euch Zahai Bürgi vorstelle und wie es dazu kam, dass sie ab und zu eine „Stadtgeschichte / Tale of the City“ für den Blog schreibt.
Kennengelernt haben wir uns bei einem Neuzuzügeranlass, ich darf da als Stadtführerin von Berntourismus zweimal im Jahr den Neuzuzügern unsere Altstadt näherbringen und Zahai als Redakteurin der BrunneZytig begleitet uns meistens. Nach der Führung haben wir jedesmal noch weitergeredet.
Uns verbindet die Liebe zu Bern, ihren Bewohnern und Gewerbetreibenden. Ich bin ganz glücklich, konnte ich Zahai dafür gewinnen, für den Blog zu schreiben. Sei es über das Leben in der Altstadt: z.B. urban gardening auf Berns Dachgärten und kulturelle Events aus eigener Beobachtung, wie etwa den Vide-Grenier den Zahai organisiert. Es sind ja gerade solche Geschichten, die BERNINSIDE ausmachen sollen.
Zahai Bürgi, Altstadtbewohnerin und Redakteurin der BrunneZytig –
Als 1946 geborene Innerschweizerin in Einsiedeln aufgewachsen, kam ich zum Studieren heiratshalber 1968 nach Bern. Die Stadt hat mich – mit einer kurzen Ausnahme in den 70er Jahren – seither nicht mehr losgelassen.
1980 absolvierte ich das Lizentiat in prähistorischer Archäologie an der hiesigen Uni. Das war ein Fehlentscheid, ich hätte Germanistik studieren sollen, denn ich habe schon ein Leben lang geschrieben!!
1984 bin ich aus dem Wissenschaftsberuf ausgestiegen und bin dank eines Zufalls umgesattelt in den Sozialbereich, wo ich bis zur Pensionierung in der Berner Stiftung für Menschen mit einer geistigen Behinderung (zuerst als Betreuerin, zuletzt im Sekretariat als Qualitätsmanagerin) arbeitete.
Ich lebe inzwischen als überzeugte Single seit 1995 in meiner Dachwohnung an der Postgasse 59.
Seit Herbst 2012 engagiere ich mich im Vorstand des Leists der Untern Stadt LUS – und beschreibe als dessen Vertreterin bei der BrunneZytig das Berner Altstadt-Leben beschreibend…
Bea besuchte mich gerade bei Stutzen meines Sommerflieders-echte Gärtner verrühren nun sicher die Hände, da ich dies zu einer Zeit tue, die eben mir passt-der Strauch hat es mir nie übel genommen bisher.
Vielen Dank Zahai, ich hoffe dass du noch viele spannende Dinge findest und uns darüber berichtest.
Leave A Reply