Jeder kennt das. Man ist in einer fremden Stadt und müsste mal ganz dringend, hat aber keine Lust schon wieder in einem Café halt zu machen und einen Kaffee zu trinken, nur um die Toilette benutzen zu dürfen.
Als Stadtführerin kenne ich das Problem natürlich auch. Kaum soll es losgehen, besonders im Winter, müssen die ersten auch schon dringend mal. Ja hätten die nicht vorher….
Aber in Bern ist das alles gar kein Problem: hier gibt es für alle Papierfans das Stadtplänchen «nette Toiletten» und für alle anderen die praktische App « Bärn isch e so» womit sich die Toiletten in der Stadt problemlos finden lassen.
Die Vielfältigkeit der Toiletten ist recht gross und auch witzig! Gerne mache deshalb auf meinen Stadtführungen immer mal auf das eine oder andere stille Örtchen aufmerksam. Auch schon wurde ich gefragt, ob das eigentlich ein Toiletten-Rundgang sei. Hoffentlich lesen meine Chefs vom Tourismusbüro das nicht!
Hier eine kleine Auswahl:

Elegant, im Casino

Kaffee Montag, hier sieht man den Ehgraben

Am Klösterlistutz gibt es eine kleine Überraschung

Pissoir beim Zytglogge
Letzteres möchte ich kurz erklären. Die Stadt Bern wurde 1191 von den Zähringern nach ingeniösem Plan gegründet: breite Strassen, Stadtbach in der Mitte, Trinkwasser an den Brunnen und zwischen den Häusern der sogenannte Ehgraben für die Aborte. Dies war ein Kanal, der zwischen den Häusern durchging und immerhin auch schon zu Gründerzeiten von Zeit zu Zeit durchgespült werden konnte. In anderen Städten hat man zu jener Zeit die Nachtöpfe einfach auf die Gasse geleert.
Sehen kann man das auch heute noch gut im Kaffee Montag oder beim Rathaus.

Im Gerechtigkeitsgässchen
Überall wo der Ehgraben durchging, stehen auch heute gut verteilt die öffentlichen Pissoirs. Das Prominenteste ist beim Zytglogge. Wo sonst kann Mann schon an ein UNESCO-Weltkulturerbe urinieren? Warum gerade dort ein Pissoir steht, hat noch einen weiteren interessanten Grund: Vis-à-vis steht der Gerberturm. Ursprünglich mitten in der Stadt angesiedelt, wurden die Gerber schon bald wegen dem Gestank, der beim Gerben entsteht in die Matte verbannt (Gerberngasse). Die Gerber machten es aber zur Bedingung, dass sie den Urin aus der Oberstadt sammeln und zum Gerben verwenden durften.

Gerberturm
Ich hoffe, dieser kleine Beitrag hilft, wenn ihr das nächste mal ganz dringend…
Viel Spass beim entdecken diverser Örtchen.
Diese Woche habe ich noch mehr entdeckt:

Die zwei gehören zum Chalet Alpenland, dass in der Adventszeit für Chalet-Charme sorgen soll. (Sind doch hübscher als die Toitois die sie sonst für Anlässe in der Stadt aufstellen)

Auf dem Mühleplatz in der Matte, erinnert mich an den Kubus von Murten während der Expo.
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