Beitrag von Zahai Bürgi
Vor kurzem feierte das Bernische Historische Museum mit seiner Vernissage zur Ausstellung „1968 Schweiz“ und einem Auftritt der Altrocker von „The Black Lions“ im Tramdepot Burgernziel den Auftakt zu einem Jahr, in dem „wir 68er“ – ich zähle mich eindeutig dazu, kam ich doch im Herbst 1967 als Studentin nach Bern! – öffentlich in Erinnerungen schwelgen werden. Ja, da kommt eine geballte Ladung Nostalgie auf uns zu!
Schon habe ich auch zwei Bücher entdeckt, natürlich geschrieben von „alten 68ern“, das eine sogar spezifisch über die Berner Bewegung, das ich bereits am Lesen, nein am Verschlingen, bin.
Weber Georg (Hg.), Rebellion unter Laubenbögen, die Berner 1968er Bewegung, Zytglogge-Verlag 2017
Weibel Benedikt, Das Jahr der Träume – 1968 und die Welt von heute, NZZ Libro 2017
Ich begleite beim Lesen fast jede Seite mit einem „ja, genau!“, mit einem Lachen und manchmal auch mit ein paar feuchten Augen. Die damalige Zeit hat mich wieder mit voller Wucht am Schlafittchen, mit ihrem lebensfreudigen Optimismus, ihrer utopistischen Phantasie und ihrer Neugierde.
Obschon ich weder in der Flowerpower-Szene noch bei den Studenten-Aktivisten dabei war, die Luft war voll davon und wir haben sie eingeatmet. Das kulturelle Leben blühte, machte die Kunsthalle weltberühmt und die Kellertheater zu Insiderlokalen. Wir konnten und wollten uns alldem gar nicht entziehen, dieser Aufbruchstimmung, die gleichzeitig ein Bruch mit der alten Generation und dem Mief der 50er Jahre war. Ich schwor mir damals, nie wirklich „erwachsen“ zu werden. Na ja, ein wenig hat sich dieser Wunsch erfüllt, ganz tief drinnen….
I can get no satisfaction – und I get auch heute noch nicht genug davon. Doch neben den noch immer vorhandenen Optimismus gesellt sich neuerdings auch leise Wehmut. Wie der weise Charlie Chaplin schon sagte: „Die Jugend wäre eine (noch!) schönere Zeit, wenn sie erst später im Leben käme…“.
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