Die Geschichte der Brasserie am Bärengraben beginnt im Jahr 1890.
Die Nydeggbrücke, die am unteren Ende der Berner Altstadt über die Aare führt, ersetzte die ältere Untertorbrücke und wurde zwischen September 1840 und November 1844 gebaut.
Der Urner Bauunternehmer, Karl Emanuel Müller der dafür verantwortlich zeichnete, war übrigens auch der Erbauer der zweiten Teufelsbrücke über die Schöllenenschlucht am Gotthard.
Da die Brückenzölle kurz danach in der ganzen Schweiz abgeschafft wurden, verloren die beiden neuen Zollhäuschen auf der Nydeggbrücke ihre ursprüngliche Aufgabe. Das eine wurde zum Café, resp. zu einer Brasserie, umfunktioniert, das andere hatte ein etwas bewegteres Leben. Zuletzt war es ein Mini-Museum mit Shop für die Marke „Swiss“, und heute steht es den Bernbesuchern als kleines Appartement zum Übernachten bereit.
Seit nun 30 Jahren zählt die Brasserie und ihr kleines Gärtchen direkt vis-à-vis des Bärenparks zu den Feinschmeckerlokalen Berns. In französischer Manier verwöhnt Edy Juillerat seine Gäste täglich mit frisch zubereiteten Gerichten nach traditionellen Rezepten. Da gibt es die Moules marinières du patron oder les pieds de porc aux morilles. Mein Lieblingsgericht aber sind die Brochettesla Dijonnaise mit Pommes allumettes de bœuf à – diese dünnen „pommes frites“ war damals etwas ganz neues und feines für mich.

Rognons de veau, bestellt mein Liebster immer
Die Brasserie ist ein schöner Beweis dafür, dass ich mich nicht nur von neuen Sachen inspirieren lasse, sondern auch immer wieder gerne Altes neu entdecke und mich daran erfreuen kann. Das Bewährte gehört für mich im selben Mass zur Kultur wie die Pop-Ups, die ja zurzeit wie die Funken eines Feuerwerks überall über der Stadt „explodieren“.
Im Traditionellen fühlt man sich so wunderbar zuhause und man weiss, was einen erwarten kann, und dass es nicht so schnell wie ein Funkenflug wieder verschwindet. Die Menukarte der Brasserie gehört dazu, sie ist mehr oder weniger dieselbe, wie vor 30 Jahren – ist das nicht schön? Also lasse ich mich einmal mehr für den Spiess mit den Allumettes begeistern, trinke dazu einen feinen Rotwein und gönne mir zum Dessert natürlich ein Stück Saint-Honoré-Torte. Himmlisch!
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