Klösterlistutz Weincafe
Text von Zahi Bürgi
Beatrice hat mich zum Essen eingeladen: Der Klösterlistutz liegt nicht gerade an meinem täglichen Weg, deshalb ist die Weinstube, im ältesten Stadtteil Berns gelegen, eine echte Überraschung für mich.
Im Mittelalter stand hier ein kleines Spital, das im 17. Jh. in eine beliebte Pinte umfunktioniert wurde. Heute kennen wir Berner den Gebäudekomplex als Mahogani-Hall, eine aus der Kulturlandschaft unserer Stadt nicht mehr wegzudenkende Institution. Sie feiert übrigens dieses Jahr ihr 50jähriges Jubiläum! Das 1759 angebaute Stöckli mit seinem Mansardendach ist ein Zeugnis der alten Stadtberner Architektur, deren ländlicher Charakter die Untere Altstadt lange Zeit prägte. Im Erdgeschoss – da wo man heute von aussen durch ein altes ovales Fensterchen einen Blick in die Küche werfen kann – befand sich damals ein Stall. Hier konnten die Gäste ihre Tiere unterstellen und betreuen lassen, währenddessen sie selbst in der Taverne im ersten Stock bedient wurden.
So wie wir heute. Der Name Weincafé ist Programm: Hinter der Bar im Parterre reiht sich oberhalb der Kaffeemaschine Weinflasche an Weinflasche, soweit das Auge reicht. Eine Leiter steht bereit, um an die obersten Regale zu gelangen, die sich über beide Stockwerke hinziehen.
Das trendige historische Lokal mit seinen 45 Sitzplätzen auf zwei offenen Etagen besteht in der heutigen Form seit fünf Jahren. Es ist eine Filiale der Alten Tramdepot Brauerei Restaurant AG und wird von Andrew Aeschbach geführt. Wir werden von seinem ausserordentlich aufmerksamen Personal mit Freundlichkeit und Humor betreut. Und von ihrer ehrlichen Begeisterung für die eigenen lokalen Produkte liessen wir uns gerne anstecken.
Vegetarier, Veganer und „Tierschützer“ unter Euch sollten jetzt einfach weghören: Als Vorspeise wählte ich ein Markbein mit längs aufgespaltenem Knochen. Ich mag halt – zum Leidwesen meiner Figur! – leidenschaftlich gern „Fettes aller Art“. Als Hauptspeise wollte ich das Tartar testen, mit ihm geht es mir ähnlich, wie mit den Suppen, sie sind meine persönlichen Leitfossilien für eine gute Küche. Doch lasst Euch nun deswegen nicht davon abhalten, eigene Entdeckungen zu machen, denn auf meine etwas arg carnivorische Auswahl beschränkt sich die Menukarte noch lange nicht!
Zum Dessert empfehlen Zahai und ich eine feine Glacée aus der Eiswerkstatt, die hier serviert und gegenüber im Tramdepot produziert wird.
Vielen Dank Zahai und Sandra und bald wieder einmal zu einem feinen Essen!