Münsterturm Minster tower
Seit September 2016 bin ich neben Stadtführerin von Bern auch stellvertretende Turmwartin auf dem Münster. Ihr wisst ja, ich habe die Schlüssel zur Stadt!
Aus den Hochwächtern von einst ist die Turmwartin von heute geworden. Wir halten nicht mehr nach Feuern oder Feinden Ausschau, sondern beschäftigen uns mit den Besuchern, beantworten ihre Fragen, organisieren Führungen.
Ich muss zu Fuss hochsteigen, 222 Stufen bis zur ersten Galerie und dann nochmal 90 bis zur zweiten. Die Aussicht ist an klaren Tagen atemberaubend: im Süden sieht man die Berner Alpen Eiger, Mönch und Jungfrau, im Südwesten die Freiburger Alpen und im Nordwesten ist die Jurakette sichtbar.
Meistens ist es so, dass, kaum bin ich oben angekommen, alles inspiziert, ein bisschen Taubendreck entfernt, gleich schon asiatische Gäste kommen, immer ein bisschen in Eile, da sie in kurzer Zeit ganz viel sehen wollen von unserer schönen Stadt. 70‘000 Besucher besteigen das Münster jedes Jahr, der Turm ist täglich geöffnet.
Bis zur ersten Galerie auf 46 Meter Höhe befindet man sich im spätgotischen Bereich, der zwischen 1481 und 1588 erbaut wurde. Steigt man die 90 Stufen zur zweiten Galerie auf 64 Meter hinauf, ist man im letzten Turmabschnitt, der von 1889 bis 1893 im neugotischen Stil aufgebaut wurde. Der Turm ist 101m hoch und somit der höchste Kirchenturm in der Schweiz.
Während meinen Schichten auf dem Turm habe ich schon einiges erlebt.
Es kommen Grossmütter mit ihren Enkeln, junge Väter die ihre Kinder hochtragen, Geocachers, Touristen und Liebespärchen. Vor ein paar Wochen hat ein junger Mann seiner Liebsten einen Heiratsantrag gemacht, ganz klassisch amerikanisch; mit Kniefall und Diamant. Wie sich dann herausstellte, ist er tatsächlich Amerikaner und spielt zurzeit beim Eishockey-Club SCB. Sie ist aus Finnland. Viel Glück den beiden!
Eine andere Braut aus der Turmperspekive.
Aber wenn auch mal keine Besucher oben sind, bin ich nicht alleine. Es wohnen Tauben auf dem Turm. Damit sie nicht irgendwo nisten, hat man ihnen einen „Taubenschlag“ eingerichtet. Sie werden gefüttert, um zu vermeiden, dass sie verschmutzte Brösel von der Strasse picken. Hier können sie auch in Ruhe brüten.
Bis vor 7 Jahren hat immer jemand in der Turmwohnung gewohnt. In Zukunft wird niemand mehr oben wohnen, es wird ein Büro für die Turmwartin und für die Münster-Bauhütte eingerichtet. Zusätzlich wird es einen Raum für Anlässe geben, der gemietet werden kann.
Vor Jahren gab es eine Turmwartin, die war 30 Jahre auf dem Turm. Ein echtes Original, wenn man sie fragte was sie denn mache, wenn am Sonntag alle Glocken läuten – es ist dann recht laut und der Turm schwankt ein wenig – war ihre Antwort: „Dann lasse ich das Wasser in die Badewanne und nehme ein Wellenbad!“
Besucht mich mal auf dem Turm!
Since September 2016 I’ve been not only a Bern city guide, but also acting tower keeper at the minster. You know, I have the keys to the city!
I have to climb the 222 steps to the first gallery and another 90 up to the second. On a clear day the view is breathtaking: to the south you can see the Bern Alp mountains Eiger, Mönch and Jungfrau, to the southwest the Freiburg Alps and the Jura mountains to the northwest.
What usually happens is that I’ve just got to the top, cleaned off some pigeon mess, then Asian tourists arrive, always in a bit of a hurry, because they want to see lots of our beautiful city in a short time. 70,000 people visit the minster every year and the tower is open daily.
Up to the first gallery, 46m high, you’re in the late gothic era, built between 1481 and 1588. Climb the next 90 steps to the second gallery, 64m up, and you’re in the latest part of the tower, built between 1889 and 1893 in the neo-gothic style. The tower is 101m high, making it the highest church tower in Switzerland.
I’ve have some interesting experiences during my shifts at the tower.
Grandmothers come with their grandchildren, young fathers carrying their kids, geocachers, tourists and couples. A few weeks ago a young man proposed to his girlfriend in the classic American style, down on one knee with a diamond ring. It turned out that he was an American and plays for the ice hockey team SCB. She’s from Finland. Good luck to them!
But even when there are no tourists in the tower, I’m not alone. Pigeons live in the tower. A dovecot has been installed to stop them nesting elsewhere. They are fed to stop them eating dirty breadcrumbs from the street. They can breed here in peace.
Until 7 years ago there was always someone living in the tower apartment. In the future no one will live there anymore, there’ll be an office for the tower keeper and the site office for the minster. There will also be an events room that can be hired.
Years ago there was a tower keeper who lived in the tower for 30 years. She was a real character. When asked what she did when the bells were ringing on Sundays- it’s really loud and the tower shakes a bit- she replied “I run a bath and have a wave pool!“
Come and vist me on the tower!