Eine neue Geschichte von Zahai Bürgi
Scharf und erfrischend – Salate, Gemüse und Tee auf meiner Terrasse / Urban gardening on Zahais balcony.
Die Jungpflanzen, mit denen ich meine vielen Töpfe fülle, besorge ich mir jeden Frühling zum einen aus der Gärtnerei Wyss in Ostermundigen, zum anderen vom Mai-Jahresmarkt „pro specie rara“ in der Elfenau. Die beiden Einkaufstage verbringe ich in jahrelanger Tradition immer zusammen mit meiner lieben Freundin Eva aus Rüeggisberg. Da ich Mitte der 80er-Jahre das eigene Auto aufgegeben habe, chauffiert sie mich mit ihrem Kleinstwägelchen „Mega“ zu den Orten des Geschehens, wo wir jeweils die Mini-Ladefläche mit allerlei Gewächsen dann proppenvoll stopfen.
Zum lustvollen Schwelgen in der grossen Auswahl nehmen wir uns Zeit, suchen einerseits unsere ganz bestimmten Wunschpflanzen – bei mir ist das unter anderem eine Zitronenverveine und so unterschiedliche Pepperonisorten, wie möglich, die später viele meiner Speisen verschärfen. Mit ihnen aromatisiere ich auch mein Lieblings-Olivenöl, das toscanische Santini, das ich mir immer vom VomFass hier im Quartier wieder auffüllen lasse. Dazu gehören natürlich auch meine beiden Lieblingsessige – pardon: Balsamici! – der recht kostspielige Apfel Barrique und ein möglichst zähflüssiger Aceto di Modena. Die Schnittsalate dazu wachsen auf meiner Terrasse. Diese beziehe ich vom Specie Rara Markt aus der Elfenau. Und wenn ich Glück habe, dann lässt meine Gast-Dachkatze sie in Ruhe ohne über sie hinwegzuspringen und sie zu so lange zu traktieren, bis sie unbrauchbar werden.
Sobald mein kleiner Zitronenverveinestrauch dann ein paar Ästchen mit schönen Blättern ausgebildet hat, schneide ich sie ab und lufttrockne sie in meiner Küche. Zusammen mit den Blütenblättern der Goldmelissen – die eine eigene Geschichte wert sind! – mische ich sie zu einem erfrischenden Kräutertee, der auch wunderbar als Mitbringsel geeignet ist. Dazu kommen auch ein paar getrocknete Blätter der englischen Minze, deren ich mich seit Jahren eher erwehren muss, damit sie ihre unterirdischen Ausläufer nicht unkontrolliert überallhin ausbreitet. Aber die Stadtbienen lieben ihren Nektar, so lasse ich meine Minze einfach blühen, wie und solange sie möchte.
In der Elfenau gab es dieses Jahr auch wieder eine bunte Mischung verschiedenfarbiger Krautstiele. Leider habe ich sie in einen Topf gepflanzt, der etwas zu viel Hitze abbekommt, so dass sie an Sonnentagen zwei bis dreimal gegossen werden müss(t)en, um nicht schlapp zu machen. Ich kann Ihnen sagen, nichts sieht erbärmlicher aus, als schlapp am Boden liegende Krautstielblätter! Das Gemüse liebe ich ganz einfach mit etwas Koriander gewürzt und zusammen mit ein paar Speckwürfeli in meinem scharfen Öl angebraten…
Liebe Zahai vielen Dank für diesen inspirierenden Beitrag und die Bilder, komme gerne mal zum Tee vorbei!
Enjoy your meal!