Ein Beitrag von Zahai Bürgi, Redaktorin für die BrunneZytig
Wie gern die Berner Bärenfamilie Finn, Björk und Ursina ihre „freiwillige Arbeit“ zum Vergnügen der vielen Schaulustigen ausübt, kann man durch ihr Verhalten erahnen. Die andere Gruppe von Freiwilligen im BärenPark kann man direkt befragen. Es sind die Ranger, die sich hier täglich für das Wohl der Gäste und der Stadt Bern einsetzen.
Den Verantwortlichen des Tierparks war von vorneherein klar, dass die Tierpflegenden, die täglich im BärenPark arbeiten würden, nicht allen gerecht werden konnten: Die Betreuung der drei Bären war das eine, die Ansprüche und das Interesse der zahlreichen Gäste das andere.
Die Erfindung des BärenPark-Rangers
Diese Voraussicht bestätigte sich gleich nach der Eröffnung des Bärenparks 2009. Kaum erblickten die „Gäste“, wie die Besucher von nun an genannt wurden, eine Tierparkuniform, bestürmten sie deren Träger oder Trägerin auch schon mit Fragen. Gut, dass man vorgesorgt hatte! Denn in der Uniform steckte jetzt nicht nur der Tierpfleger, man hatte kurzerhand einen neuen Beruf erfunden – den des Rangers. Gern gibt der Leiter des BärenParks, Peter Schlup, Auskunft: „Unsere Ranger, das sind zurzeit gegen 30 Freiwillige, die den Tierpflegenden des Tierparks Bern, der hier täglich arbeitet, unterstützen. Derweil die ausgebildeten Tierpflegenden sich um das Wohlbefinden der Bären kümmern, kümmern sich die Ranger um unsere Gäste. Ihr Arbeitsplan, den sie grossenteils selber mitbestimmen können, sieht mindestens fünf Arbeitseinsätze pro Monat vor. Sie sind vertraglich gegen Unfall versichert und erhalten eine jährliche kleine Spesenentschädigung. Die meisten unter ihnen – etwa gleichviel Männer wie Frauen – sind entweder pensioniert oder haben eine Teilzeitbeschäftigung. Im Sommer arbeiten sie immer zu zweit. Es gibt je einen vierstündigen Dienst morgens ab 9 Uhr oder nachmittags bis 17 Uhr. Dazu kommen ein paar Abend- und Wochenendeinsätze. Im Winter wird der Betrieb reduziert, jedoch nie ganz ausgesetzt. Wer Interesse an dieser Arbeit hat, kann sich auf der Homepage des Tierparks Bern informieren. Dort sind die offenen Stellen ausgeschrieben, inklusive der geforderten Voraussetzungen.“
Die Ranger sind verantwortlich, dass die Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden. Freundlich machen sie darauf aufmerksam, dass Kinder nur in Begleitung Erwachsener hier sein dürfen, oder dass Eltern ihre Kinder nicht auf die Schultern oder gar aufs Geländer setzen dürfen. Auch dürfen die Bären dank der modernen Tierhaltung nicht mehr von den Gästen gefüttert werden. „Wir wollen keine Bettelbären mehr, aber es fragen immer wieder Besucher nach den Rüebli, die man in Zeiten vor dem BärenPark direkt auf dem Gelände kaufen konnte“, gibt Herr Schlup zu bedenken. „Einige Besucher bringen auch immer noch altes Brot vorbei, darunter hat es leider manchmal schimmlige Stücke. In solchen Fällen wird immer der ganze Sack entsorgt. Dabei haben unsere Ranger mit Erklärungen zur tiergerechten Haltung reichlich zu tun, denn wir wollen in erster Linie informieren.“
Unregelmässige Fresszeiten
Wir fragen Ranger Hans-Jürg Burgunder, der gerade seinen Morgendienst absolviert, nach den häufigsten Fragen der Besucher. Er überlegt nicht lang: „Als erstes wollen alle immer wissen: „Wo si d’Bäre“? Im Winter, während dem ebenfalls täglich ein Ranger zugegen ist, schicken wir die vergeblich nach Bären suchenden Gäste in den öffentlich zugänglichen kleinen Graben, wo sie auf einem Monitor via Überwachungskameras in die drei Schlafhöhlen im Aarehang sehen können. Und im Sommer verstecken sich die Tiere halt manchmal in ihrer weitläufigen Anlage irgendwo im Gestrüpp. Doch findet man sie zweimal pro Tag trotz intensiver Suche auch dort nicht – sondern im grossen Bärengraben beim „Apéro“. Wir halten uns aber bewusst nicht an geregelte Mahlzeiten, um den Tieren das Leben etwas aufregender zu gestalten. Diese Dislozierung ermöglicht dem Tierpfleger dann jeweils auch die Kontrolle und das Saubermachen des Parkhangs.“ Und wie bringen die Tierpflegenden die Bären dazu, sich in den Graben zu bewegen? Ranger Burgunder erklärt, dass die Bären einen noch weit besseren Geruchsinn als Hunde besitzen. „Wir streuen die Häppchen einfach in den Graben. Kaum bekommen die Bären im Park diesen Futtergeruch in die Nase, stapfen sie in Richtung der nun offenen Schleusen im Stallgebäude des Bärengrabens. Ein- bis zweimal am Tag, aber immer zu unterschiedlichen Zeiten, sind also unsere drei Bären von ganz nah zu besichtigen. Und was das Futter betrifft: Es werden nur Früchte und Gemüse von allerbester Qualität aus dem Seeland gekauft, genau dieselben, die auch die Gäste im benachbarten Tramdepot aufgetischt bekommen.“
Der erste bekannte Berner Bär war eine Kriegsbeute aus der Schlacht von Novara im Jahr 1513 und wurde im Stadtgraben vor dem Käfigturm gehalten. 1764 mussten die Bären dem Verkehr weichen und wurden vor die Tore der Stadt in den Schanzengraben beim Bollwerk verlegt. 1857 entstand der heutigen Bärengraben in der Nydegg. Dieser ist inzwischen ein Denkmal von nationaler Bedeutung.
Vielen Dank Zahai!
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